Kloster St. Marienberg in Helmstedt

Unsere Glaubenswelt

Wer wir sind

Seit 1989 steht Mechtild von Veltheim unserem neugegründeten Konvent vor. Sie ist die siebte Domina in Folge aus der Familie von Veltheim. Die Randlage der Stadt Helmstedt in der alten Bundesrepublik war nicht ideal, um nach einer schwierigen Zeit eine neue klösterliche Gemeinschaft aufzubauen. Dass es dennoch gelang, verdanken wir dem Zusammenwirken des damaligen Braunschweigischen Vereinigten Kloster- und Studienfonds als Eigentümer des Klosters, der von Veltheim-Stiftung als Trägerin der Paramentenwerkstatt, die ihre Arbeit im Kloster kontinuierlich fortgeführt hatte, und der evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig. Um die Grundlagen für ein modernes Klosterleben zu schaffen, wurde die Klosterordnung von 1655 den Bedingungen der heutigen Zeit angepasst. Entscheidend sind bis heute die Präsenzpflicht an Stelle der Residenzpflicht. So können seither verheiratete Frauen dem Konvent beitreten und mitwirken. Adäquate Wohnungen stehen im Kloster bis heute nicht zur Verfügung. Unsere Gemeinschaft besteht zur Zeit aus vier Konventualinnen und der Domina, 6 Konventsstellen plus Domina sind in der Klosterordnung festgelegt. 

Schwerpunkt unserer Arbeit ist laut Klosterordnung die Förderung der Paramentik, das Kloster der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, sowie soziale und mildtätige Aufgaben.

Die Paramentik liegt uns besonders am Herzen, ist sie doch seit Klostergründung bei uns beheimatet. Dies bezeugen die textilen Kostbarkeiten in unserer Schatzkammer. Bei Führungen, Vorträgen, Seminaren und Ausstellungen versuchen wir die Sensibilität für die Bedeutung von Textilien in der Liturgie zu schärfen, das Bewusstsein für Paramentik als Wissenschaft und als Handwerk, wieder den Menschen nahezubringen.

Unsere Aufgaben liegen im sozialen und mildtätigen Bereich, sowie im Erhalt und Zugänglichmachen der vielfältigen Kunstschätze im Rahmen von Führungen. Besonderen Stellenwert hat für uns die Förderung der Paramentik, die seit eh und je bei uns im Kloster beheimatet ist. Dazu gehören neben den Führungen auch die Organisation von Vorträgen bzw. Seminaren und Ausstellungen.    

Unser geistiges Leben gestaltet sich anders als in den meisten anderen evangelischen Klöstern, da ein tägliches Beisammensein noch nicht möglich ist . Einmal monatlich halten wir einen Einkehrtag, in dem wir das theologisch-religiöse Gespräch miteinander und mit unserem Klosterpropst suchen. Es wird begleitet von einem Stundengebet und endet mit einer öffentlichen Abendandacht in der Kirche. Einmal jährlich bricht der Konvent gemeinsam mit dem Klosterpropst zu einer zweitägigen Klausur (Exerzitien) auf. Dann ist es Zeit Themen zu vertiefen, z.B. Erarbeitung unserer eigenen Liturgie für unsere Andachten, Mittags- und Abendgebet. Höhepunkt unseres Kirchenjahres bildet ein feierlicher Jahresgottesdienst im September. 

Wenn Sie Interesse an einem modernen Klosterleben haben, vom christlichen Glauben in seiner evangelisch-lutherischen Ausprägung getragen werden, darüber hinaus über “gesunden Menschenverstand,“ Teamfähigkeit und Tatkraft verfügen, um das Leben in unserem Kloster in christlichem Miteinander zu gestalten, laden wir Sie herzlich zu einem gegenseitigen Kennenlernen ein.

 

Konventualinnen

Mechtild von Veltheim

Seit 1754 verfügt die Familie über „das ewige Recht“, die Domina, also Hausherrin des Klosterkonvents St. Marienberg zu stellen. Mechtild von Veltheim ist seither die Siebte. Seit seiner Wiederbelebung 1989 führt sie den Konvent, der nach der Klosterordnung neben ihr maximal sechs Damen umfassen darf.
Mechtild von Veltheim wurde 1948 in Helmstedt geboren und verbrachte ihre Kindheit in Destedt (bei Braunschweig), wo sie auch heute – nach etlichen Auslandsjahren in der Schweiz, in Frankreich und Griechenland – wieder lebt. In Destedt ging sie auch zunächst zur Schule, später bis zur Mittleren Reife in Braunschweig, bevor sie gemeinsam mit ihrer Schwester in ein Schweizer Internat wechselte. Ebenfalls mit ihrer Schwester ging sie anschließend zum Sprachstudium nach Paris. Ihren Berufswunsch Fotografin zu werden, erfüllte sie sich mit Besuchen von Fotoschulen in Hamburg und Hofheim im Taunus. „Die dortige Leiterin, eine bekannte Fotografin, Marta Höpfner legte großen Wert auf Kunst“, erinnert sich Mechtild von Veltheim. Mit Innenarchitektur-Fotografie und Porzellanmalerei entdeckte auch von Veltheim ihr künstlerisches Interesse. Dennoch fand sie ihren ersten Arbeitgeber in einem Studio in Köln, das auf Modefotografie ausgerichtet war. Weitere zehn Jahre arbeitete sie in Berlin bei einer Agentur als Standfotografin bei Film und Fernsehen, „unter anderem bei der ZDF-Hitparade“, erinnert sich Mechtild von Veltheim. Ein halbes Jahr arbeitete sie zudem als Fotografin auf einem Kreuzfahrtschiff. Nach Griechenland ging sie für vier Jahre – der Liebe wegen“.

Mitte der 1980er Jahre kehrte Mechtild von Veltheim in die Heimat zurück. In diesen Jahren gab es zahlreiche Pläne für das Kloster auf dem Marienberg bei Helmstedt, das sich in einem renovierungs- und restaurierungsbedürftigen Zustand befand; unter anderem gab es verschiedene Bestrebungen, Schwesternschaften anzusiedeln, später als der Konvent schon tätig war, wurde von der Braunschweigischen Landeskirche, aber auch vom Bistum Hildesheim das Kloster als ein „Haus der Stille“ in Erwägung gezogen.

Das aber hätte die zu der Zeit noch verschiedenen Einrichtungen, aber auch die Paramentenwerkstatt gefährdet. Nachdem 1984 die letzte Konventualin gestorben war, lebte nur noch Dorothea Kilger im Kloster, rechte Hand des Konvents, aber allein wollte sie nicht an Stelle des Konvents das Kloster weiterführen. Doch die von-Veltheim-Stiftung, wurde schon vor Aussterben des Konvents zur Trägerin der Paramentenwerkstatt auserkoren, regte nicht zuletzt aus rechtlichen Gründen die Wiederbelebung des historischen Damenkonvents an. „Vier Jahre lang habe ich mich allein durch Präsenz im Haus auf mein Amt eingestimmt, mit Unterstützung meines Onkels, Josias von Veltheim, (langjähriger Vorsitzender der von Veltheim Stiftung) der mir das Amt angetragen hatte“, berichtet Mechtild von Veltheim. „Zu Hause in Destedt gab es zwar die sogenannte Domina-Stube, in der vor meiner Zeit hin und wieder eine Domina zu Besuch lebte, aber sonst hatte ich ja keine Ahnung, was ein Konvent ist und macht.“  Eigentlich war es das Potenzial der Paramentenwerkstatt, das Juwel, das hinter den Klostermauern ein Dornröschen-Dasein führte, was ihr den Mut gab, die Aufgabe anzunehmen.

Vier Wochen vor dem Mauerfall wurden Mechtild von Veltheim als Domina und Maria von Dewitz als Konventualin eingeführt, gemeinsam mit Gudrun Werkmeister, die sich aber nach geraumer Zeit von der Aufgabe zurückzog. Damit beginnt das jüngste Kapitel der rund 750-jährigen Geschichte des Klosters St. Marienberg.

Brigitta Küpper

„Das Kloster St. Marienberg habe ich durch meine Schwester, die dort in Pension war, kennengelernt“, erinnert sich Brigitta Küpper. Das war vor knapp 70 Jahren. Weihnachten 1950, so berichtet die heute 77-Jährige, sei ihre Mutter „mit Großmutter und allen Möbeln, ein richtiger Umzug“ nach Helmstedt gekommen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Familie nur bei heimlichen Ausflügen „schwarz über die grüne Grenze“ sehen können. Helmstedt war der Ort, wohin der Vater schon Jahre zuvor aus britischer Gefangenschaft entlassen worden war. Hier konnte er zunächst in der ausgebombten Klinik Dr. Bohnen wohnen. Der Maurer- und Zimmerermeister hatte vor dem Krieg ein Bauunternehmen in Medewitz bei Belzig in der Mark Brandenburg, wo Brigitta Küpper auch geboren wurde.

Brigitta Küpper besuchte die Höhere Handelsschule und konnte so dem Vater in seinem neu aufgebauten Baugeschäft helfen. Später führte sie den Haushalt der fünfköpfigen Familie; ihr Mann hatte inzwischen das elterliche Baugeschäft übernommen. Nach seinem Tod erlosch die Firma, aber für ein Ehrenamt hatte Brigitta Küpper noch immer keine Zeit – die Enkelkinder brauchten sie noch.

Eines Tages aber las sie im Gemeindebrief – „seit meiner Konfirmationen gehörte ich zur Gemeinde St. Marienberg“ – von einer Konventsandacht mit Pfarrer Trümer. „Den kannte ich als guten Prediger“. Nach der Andacht sprach Helga Bansmann sie an, eine Bekannte aus früheren Zeiten, ob sie nicht Interesse am Konvent habe. Einige der Damen dort kannte sie ja schon. Und der Konvent suchte gerade jemand, der in die einzige Wohnung im Kloster einziehen könnte. „Ich hatte 14 schlaflose Nächte, aber dann merkte ich, dass ich meine Wohnung, in der ich auch meine Kinder und Enkel empfangen konnte, nicht aufgeben wollte“, erinnert sich Brigitta Küpper. Sie entschied sich gegen die angebotene Wohnung.

2002 wurde die heute 77-Jährige zunächst außerordentliche Konventualin. „Aber offiziell eingeführt wurde ich – zusammen mit unseren neuen Gewändern – erst 2006“, berichtet Brigitta Küpper. Da hatte sie schon längst die Finanzgeschäfte von der erkrankten Konventualin Renate Harder übernommen. Seither ist sie unter anderem für den knapp sechsstelligen Etat des Konvents verantwortlich, den sie anfangs noch handschriftlich, längst aber selbstverständlich mit Computer und Excel-Tabellen verwaltet.

Inge Friedrich

Inge Friedrich, die in Dörnten, bei Goslar 1939 geboren wurde, verheiratet seit 1963, zog dann mit ihrem Ehemann nach Borken (Hessen). Sie hat 2 Kinder, und 4 Enkelkinder. Nach Erwerb der Mittleren Reife, dem Besuch einer 1-jährigen privaten Handelsschule und einer 3-jährigen kaufmännischen Lehre, arbeitete sie als kaufm. Angestellte bei Unternehmen der Textilbranche bis zur Geburt des 1. Kindes 1967. Der Sohn wurde 1970 geboren. Das Leben lebt von Veränderungen und so zog auch ich l987 nach Helmstedt; ihr Mann war als bergtechnischer Vorstand bei den Braunschweigischen Kohlen-Bergwerken AG (BKB) beschäftigt. Als ihre Tochter zum Jurastudium auszog, suchte Inge Friedrich ein neues Betätigungsfeld. Sie habe noch über ein Angebot vom Roten Kreuz nachgedacht, als sie von Mechtild von Veltheim angerufen wurde.

„Ich konnte mir unter dem Konvent nichts vorstellen“ erinnert sie sich. Beide Frauen verabredeten sich zu einem Kennenlerngespräch „und wenig später legten wir los“! Inge Friedrich stammt aus einem evangelisch geprägten Haushalt; deshalb ist ihr eine Gemeinschaft unter christlichen Vorzeichen wichtig. Mit Domina Mechtild von Veltheim blickt Inge Friedrich auf eine sehr lange Zugehörigkeit zum Konvent zurück; sie ist seit l990 dabei. Obwohl die nunmehr 80-jährige seit 1999 wieder im hessischen Borken lebt, kommt sie regelmäßig nach Helmstedt. Sie fährt je 240 Kilometer mit dem Auto, um ihre Aufgaben im Konvent wahr zu nehmen. Dazu gehören, neben den Aufgaben, die in der Klosterordnung verankert sind, die Inventarisierung und die Arbeit im Archiv. Mit Blick auf die Zukunft von Konvent und Kloster äußert Inge Friedrich den Wunsch, „dass sich das Klostermuseum weiterentwickelt und Inventar- und Archivmaterial besser aufbereitet werden. Sie setzt noch hinzu: „Hoffentlich finden sich wieder engagierte Frauen, die den unendlichen Faden weiterspinnen um das fortzuführen, was wir unter einigen Mühen wieder ins Leben gerufen haben.“

Marga von Dewitz

Dass Marga von Dewitz einmal einem evangelischen Frauenkonvent angehören würde, war ihr nicht gerade ins Stammbuch geschrieben. Die im lippischen Währentrup (bei Oerlinghausen) geborene heute 75-Jährige wurde als Tochter einer Katholikin und eines evangelischen Landwirts katholisch getauft. Ihr Abitur machte sie in Bielefeld an der Ursulinen-Schule. „Ja, ich bin bei Nonnen groß geworden und von ihnen geprägt“, blickt Marga von Dewitz auf ihre Jugend in Westfalen zurück. 

Schon bald nach ihrer Schulzeit lernte sie ihren späteren (protestantischen) Mann kennen und heiratete recht früh. Ihre erste Tochter wurde noch katholisch getauft. Doch schon nach der Geburt des zweiten Mädchens (von vier „ausschließlich Töchtern“) entschied sich Marga von Dewitz anders. Mit ihrer Familie sollte sie später von Göttingen nach Mariental nördlich von Helmstedt umziehen. Die Schwiegereltern wollten das dortige Klostergut pachten, wenn die Familie des Sohnes Lothar, der damals noch Landwirtschaft studierte, die dort nötige Aufbauarbeit mittrüge. Mit Blick auf die protestantische Klosterkirche riet ihr Mann: „Du musst Dich entscheiden, wohin Du gehörst, wenn Du in das protestantische Umfeld ziehst." 

Seit 50 Jahren ist Marga von Dewitz nun also evangelisch, „aber noch immer lebt etwas Katholisches in mir“, sagt sie. Vielleicht auch deshalb wagte es der damalige Braunschweiger Regierungspräsident Niemann sie 1988 zu fragen, ob sie sich vorstellen könne, mit Mechtild von Veltheim den Konvent im Kloster St. Marienberg wiederzubeleben. Die spätere Domina kannte von Dewitz schon über ihren Mann, der Pate für einen Vetter von Veltheims ist. „Außerdem gingen gerade zwei Töchter nach dem Abitur aus dem Haus, und ich wollte etwas Neues beginnen“, berichtet Marga von Dewitz. „Wir begannen dann 1989 zu dritt, doch schon bald waren wir nur noch zu zweit. Aber: Wenn Frauen etwa bewerkstelligen wollen, schaffen sie es auch!“ Ein Dreivierteljahr arbeiteten die beiden Damen allein, bis sich drei weitere Konventualinnen fanden. „Danach haben wir alles gemeinsam beraten, beschlossen und aufgebaut. Jede Entscheidung wurde von allen getragen.“

Diese Entschlossenheit klingt auch heute mit, wenn Marga von Dewitz von den (vorerst?) ruhenden Plänen spricht, im Kloster St. Marienberg ein „Haus der Stille“ einzurichten. Die Landeskirche war nicht bereit, die dafür nötige halbe Pfarrstelle zu finanzieren. „Dann müssen wir eben neue Ideen entwickeln“, sagt die Konventualin. Für sie ist aber klar: „Der künftige Konvent wird schwerpunktmäßig im Kloster wohnen müssen.“

Bärbel Weihe

Im Kloster gibt es nur eine Wohnung. Und die bewohnt Bärbel Weihe seit 2007. „Ich bin als erste und bisher einzige von dem wiedergegründeten Konvent ins Kloster eingezogen“, sagt sie mit einem verschmitzten Lächeln. Bei der 72-Jährigen laufen alle organisatorischen Fäden zusammen.  Aber bei Bärbel Weihe laufen eben die Informationen zusammen, sie organisiert die Büroarbeit und Termine, kümmert sich auch um die Versorgung der Konventsdamen, wenn sie im Kloster zusammenkommen. Und selbstverständlich ist sie die erste Ansprechpartnerin für Hausmeister, Reinigungskräfte oder Handwerker.

Bärbel Weihe wurde 1946 in Beierstedt, Landkreis Helmstedt geboren. Sie absolvierte eine Lehre als Bürokauffrau in Braunschweig. Gut zwei Jahrzehnte arbeitete sie nach der Eheschließung 1966 auf dem landwirtschaftlichen Familienbetrieb, den heute Ihr jüngster Sohn führt – bis sie nach einem schweren Bandscheibenvorfall 1989 wieder in ihren alten Beruf zurückkehrte. Dazwischen hatte sie drei Kindern das Leben geschenkt. Neben ihrer beruflichen und familiären Arbeit steckte Bärbel Weihe noch viel Zeit und Kraft in ihr politisches wie kirchliches Engagement: sie wurde in Gemeinderat und Kreistag gewählt und arbeitete zwei Jahrzehnte im Kirchenvorstand mit. „Ich hatte mir aber geschworen, mit der politischen Arbeit aufzuhören, wenn ich 65 bin“, berichtet Bärbel Weihe.

Doch durch ihre vielfältigen Aktivitäten hatte sich Bärbel Weihe einen Namen in der Region gemacht. So wurde sie von Mechtild von Veltheim eines Tages zu einem Frauenfrühstück ins Kloster eingeladen. „Ich war sehr gespannt, mehr über das Leben dort beziehungsweise über den Konvent zu erfahren“, sagt Bärbel Weihe rückblickend. In der Konventsrunde stieß sie offenkundig auf Sympathie auf den ersten Blick. „Aber ich war ja noch im Beruf, konnte also nicht voll mitarbeiten.“ Doch ihr Arbeitsplatz in Helmstedt machte es möglich, auch einmal zwischendurch „auszustempeln“, um Führungen im Kloster zu übernehmen. „Und seit ich in Rente bin, bin ich voll dabei“, sagt Bärbel Weihe vergnügt. Der Umstand, dass sie im Kloster wohne, mache es ihr aber auch leicht.

Auch wenn sie sich neben den Führungen durch Kloster und Paramentenwerkstatt vor allem um die Büroarbeit kümmert, überlässt sie die Finanzen ihrer Konventualin Brigitta Küpper.

Sibylle Wolff von der Sahl

Jüngste im Kreis des Konvents im Kloster St. Marienberg ist Sibylle Wolff von der Sahl – sowohl vom Lebensalter als auch von der Zugehörigkeit zum Konvent. Erst in diesem Frühjahr ist die 58-Jährige von Domina Mechtild von Veltheim angesprochen worden; und noch ist sie in der Probezeit. Es zeichnen sich aber keine Zweifel ab, dass sich beide Seiten – Sibylle Wolff von der Sahl und der restliche Konvent – füreinander dauerhaft entscheiden.

Sibylle Wolff von der Sahl hat ihr Leben weitgehend auf dem Rittergut in Lauingen bei Königslutter verbracht, das seit drei Jahrhunderten im Familienbesitz ist. Früh war ihr Vater verstorben und die Mutter kümmerte sich fortan nicht nur um ihre fünf Töchter, sondern führte auch noch den landwirtschaftlichen Betrieb. Ihren späteren Ehemann lernte Sibylle Wolff von der Sahl bei den Pfadfindern kennen, und die beiden verlobten sich schon während ihres Studiums; sie studierte Landwirtschaft, er Forstwirtschaft; eine landwirtschaftliche Ausbildung hängte er noch an, um dann gemeinsam den Betrieb übernehmen zu können.

Auch Sibylle Wolff von der Sahl zog fünf Kinder – darunter eine mehrfach Schwerstbehinderte Tochter – groß. Und obwohl ihr Mann in der Versicherungsbranche Karriere machte und die Familie dafür mehrfach quer durch Deutschland (Erfurt, Wiesbaden, Stuttgart) umziehen musste, führte das Ehepaar dank einer Betriebsgemeinschaft immer das Familiengut weiter. Vor einem Jahr sind die beiden auf den Hof zurückgekehrt, den inzwischen der Sohn übernommen hat.

Sibylle Wolff von der Sahl, die aus einem christlich geprägtem Elternhaus stammt, überließ ihren Kindern die Freiheit, selbst zu entscheiden. „Unsere Kinder wurden auf eigenen Wunsch getauft.“ Dazu habe vermutlich auch die Zeit in Erfurt beigetragen. Dort seien sie in eine Gemeinde von besonders offenen und aktiven Christen gekommen, wie sie es nie zuvor oder danach irgendwo gefunden haben.

Als sie noch vor ihrer Rückkehr auf das Familiengut von Mechtild von Veltheim (auf den Konvent) angesprochen wurde, habe sie sich den Konvent angeschaut.  „Ich wollte mich nach all den unruhigen Jahren gern ehrenamtlich engagieren und dies besonders im kirchlichen Umfeld“ erinnert sich Sibylle Wolff von der Sahl. Nicht nur die Gemeinschaft mit ihrer christlichen Prägung und die beeindruckende Paramentik erfüllen sie mit Freude und Auftrag „auch der besondere Ort des Klosters Marienberg macht etwas mit einem.“  Sie ist überzeugt davon, dass auch andere Frauen sich von dieser Wirkung anstecken lassen. Dafür sei es aber vermutlich richtig und wichtig, „langfristig die Möglichkeit zu schaffen, dass Konventualinnen hier auch wohnen können.“

Klosterpropst

Pfarrer Christoph Holstein

Der Konvent ohne einen Klosterpropst – undenkbar für Domina Mechtild von Veltheim und die anderen Konventualinnen. „Wir brauchen die geistliche Begleitung“, sagen sie einmütig. Sogar schon vor Wiedergründung des Konvents gab es entsprechende Überlegungen. Und aktuell ist der Konvent auf der Suche nach einem Nachfolger für Pfarrer Christoph Holstein, der gerade sein Amt als Auslandspfarrer für die deutschsprachige evangelische Gemeinde im Großraum Antwerpen (Belgien) mit etwa 200 Gemeindegliedern übernommen hat.

„Vorübergehend kann ich das Ehrenamt als Klosterpropst noch wahrnehmen“, betont der 52-jährige Holstein. Da seine Mutter weiter in der Region lebe, komme er ohnehin mindestens einmal im Monat zurück. Doch eine Dauerlösung könne das weder für ihn persönlich noch für den Konvent sein.

Dabei bringt Christoph Holstein beste Voraussetzungen für diese Arbeit mit: er hat neben Theologie auch Volkswirtschaft studiert. Und für die Zukunft des Klosters St. Marienberg wären neben visionären Ideen auch wirtschaftliche Berechnungen von großem Vorteil. „Wirtschaft und Theologie, das waren schon immer meine Affinitäten“, sagt Christoph Holstein; damit tritt er offenbar in die Fußstapfen seines Vaters, der zwar Wirtschaftswissenschaftler war, aber auch Theologie studiert hat.

Als Jugendlicher war Christoph Holstein, der in Braunschweig geboren wurde und in Meine (bei Gifhorn) zur Schule ging, mit einer Schwester in der kirchlichen Jugendarbeit aktiv. „Da waren wir gut in die funktionierende junge Gemeinde eingebunden“, erinnert sich der Pastor, der in Münster und Bonn studiert hat. Seine erste Pfarrstelle trat er in Delligsen bei Bad Gandersheim an, im äußersten Südwesten der Braunschweiger Landeskirche.

Hier kam er auch zum ersten Mal in Kontakt mit der Paramentenwerkstatt im Kloster St. Marienberg. In der Delligser Kirche stand ein historischer Altar, dem die Flügel abhandengekommen waren. Holsteins Idee war, neue Flügel aus transparentem Stoff anfertigen zu lassen. Das Projekt wurde aber nichts, „da war ich wohl meiner Gemeinde zu weit vorausgeeilt“, blickt Holstein selbstkritisch zurück. Immerhin war damit der Kontakt zu Domina von Veltheim geknüpft.

2006 wechselte Christoph Holstein als Pfarrer nach Schandelah – kaum mehr als ein Steinwurf entfernt von Destedt, wo seine Frau als Grundschullehrerin unter anderem Religion unterrichtete. 2008 bat ihn dann Mechtild von Veltheim, das Ehrenamt des Klosterpropstes zu übernehmen. „Ein halbes Jahr habe ich überlegt; es war und ist eine wirklich interessante Aufgabe.“

Nach mehr als einem Jahrzehnt als Klosterpropst auf dem Marienberg aber resümiert Christoph Holstein: „Wenn man hier wirklich etwas entwickeln will, kann man diese Arbeit nicht mehr im Ehrenamt machen.“ Er plädiert dafür, künftig die Stelle zumindest mit einer halben Pfarrstelle zu versehen.